Vereinsgeschichte

Der Radsportverein Gutach wurde am 28. August 1912 im Gasthaus zur „Sonne“ mit dem Zusatz „Frisch-Auf“
gegründet.
Es waren folgende Gründungsmitglieder:

Baumann Christian
Baumann Georg
Baumann Karl
Brohammer Herrmann, Am Turm
Brohammer Karl, Am Turm
Lehmann Christian, Am Turm
Lehmann Christian, Dorf
Lehmann Christian, Wählerhöfe
Ruf Karl, „Sonne“
Schneider Johann
Wolber Christian
Wöhrle Jakob


Der Vereinsnamensteil „Frisch auf“ erscheint im Bundeslied wie folgt: „Wenn’s Losungswort ‚Frisch auf’ erschallt, frisch auf in aller Welt, dann zeigen wir durch unser Werk, was uns zusammenhält“. Auch wurde vom Bund eine eigene Fahrradproduktion unter dem Namen „Frisch auf“ begonnen, womit dieser Vereins-Namensteil auch gerechtfertigt war. Der Arbeiter-Radfahrer-Bund trug in seinem Namen von Anfang an (=1896) bereits den Begriff „Solidarität“, wie auch aus dem heute noch verwendeten Bundesabzeichen, dem Rad mit dem ‚S’, ersichtlich ist. Der erste Weltkrieg brachte das Vereinsleben praktisch zum Erliegen; aber bereits im Jahre 1919 wurde wieder mit Vereinsaktivitäten begonnen. 1924 wurde ein neues Banner gekauft und eingeweiht. Die Vereinstätigkeit zu jener Zeit lag vor allem in der Beteiligung an Korso fahren und sonntäglichen Rad- und Fußwanderungen in die nähere und weitere Umgebung. Mehrere Jahre bestand innerhalb des Vereins auch eine Gesangsabteilung.

Auch das Langsamfahren wurde offensichtlich betrieben; denn dem Festbuch zum 100jährigen Jubiläum des Rad und Kraftfahrerverein Solidariät Lehengericht ist zu entnehmen, dass am 7. April 1914 beim Langsamfahren ein Teilnehmer aus Gutach auf einer 50 Meter langen und 1 Meter breiten Strecke mit 3 Minuten und 40 Sekunden das beste Ergebnis erzielte. Das ‚Langsamfahren’ erfordert bekanntlich wesentlich mehr Geschicklichkeit als das von den damaligen Arbeiter-Radfahrvereinen ohnehin abgelehnte ‚Rennfahren’.

Gleich nach der Machtübernahme durch die nationalsozialistische Partei im Jahre 1933 wurde der Verein, wie alle Arbeitervereine, aufgelöst, das Vermögen sowie alle Unterlagen beschlagnahmt und mit dem schönen Banner verbrannt. „Den Lumpen verbrennen wir auch noch“ soll ein SA-Mann gesagt haben und gab dem Banner einen Tritt ins Feuer, so die Aussage eines verstorbenen Vereinsmitglieds, der dieses Erlebnis nie vergessen konnte.
Aus der Zeit vor 1933 gibt es keine Vereinsmitglieder mehr, die über das damalige Vereinsgeschehen Genaueres mitteilen könnten. Im Gemeindearchiv konnten lediglich noch Akten aus der Unterabteilung „Vereine“ der Polizeiakten unter Ziff. 4. Radfahrverein „Frisch Auf“ für die Jahre 1912 – 1932 Anträge auf Wirtschaftserlaubnis und Genehmigung von Tombola festgestellt werden.

Bei der Einweihung des Kriegerdenkmals von Curt Liebich im Oktober 1923 beteiligte sich der Radfahrverein am Festzug. Ein Aufruf in der örtlichen Presse wegen Fotografien u.ä. blieb leider ergebnislos.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Verein am 9. Juli 1950 unter dem Namen „Arbeiter-Rad- und Kraftfahrverein „Frisch auf“, Ortsgruppe Gutach“, wieder gegründet, was sehr viel Mühe und Arbeit kostete und auch nach Auskunft eines Gründungsmitglieds erst beim „zweiten Anlauf“ gelang. Initiator war Hermann Heidig, der bereits vor 1933 Vereinsvorstand war und dieses Amt dann auch noch bis 1971 ausübte.
Vereinslokal wurde wie früher das Gasthaus „Sonne“. Der Namensteil „Solidarität“ wurde im Jahre 1968 anstelle von „Frisch auf“ in den Vereinsnamen aufgenommen.

Folgende Gründungsmitglieder sind aus dem Protokoll vom 09. Juli 1950 ersichtlich:

Aberle Christian,
Aberle Hans,
Baumann Herrmann,
Baumann Waldemar,
Blum Karl,
Breithaupt Elfriede,
Heidig Herrmann,
Kaspar Erich,
Lehmann Herrmann,
Wöhrle Hans 1,
Wöhrle Hans 2,
Wöhrle Erwin

Zunächst wurden Fahrradtouren und Wanderungen unternommen. Heute erinnern sich noch einige schmunzelnd insbesondere an das Gasthaus „Posthörnle“ in Oberwolfach. Bei besonderen Anlässen wurden die Räder mit bunten Papierbändern verziert und die Lenkstange mit einer Girlande versehen.  Bei diesen Vereinsausfahrten musste auch immer mindestens ein Fahrer mit einer Schalmei oder ähnlichem Instrument dabei sein, um bei Gefahr entsprechende Signale geben zu können. Diese Vereinsausfahrten kamen mit den Jahren - wohl auch aus Sicherheitsgründen - zum Erliegen. An deren Stelle traten die Vereinsausflüge per Omnibus. Auch wurde jährlich eine Wanderung durchgeführt. Auch diese Fahrten und Wanderungen sind den Beteiligten noch in guter Erinnerung.
Bald nach der Neugründung wurden Überlegungen angestellt, wie man die Wintermonate überbrücken könnte und so kam man auf den Hallenradsport. Ob Hallenradsport schon vor 1933 betrieben wurde, ist nicht bekannt.
Zu erwähnen wäre an dieser Stelle noch, dass regelmässig zu Silvester die Weihnachtsfeier im Vereinslokal stattfand. Hier kamen dann auch Theaterstücke zur Aufführung. Aus einem Protokoll ergibt sich übrigens, dass die Theaterspieler pro Probe 3 Glas Bier bekamen, da viel sprechen bekanntlich durstig macht.
Dies allein füllte natürlich die Wintermonate nicht aus. Der damalige Vorstand Hermann Heidig legte übrigens auf
Kameradschaft und Zusammenhalt sehr grossen Wert. So wurden im Jahre 1958 neben dem Kunstradsport auf Anregung des Bundes sog. Heimabende eingeführt. Hier wurden dann auch Sanitätskurse abgehalten, Radfahrerlieder gesungen, Tischtennis gespielt, Gesellschaftsspiele abgehalten, Zeltlager, Wanderungen und Ausflüge geplant usw.

Im Frühjahr 1951 wurden dann 4 Paar Rollschuhe angeschafft. Die finanzielle Lage des Vereins liess den Kauf von Saalrädern noch nicht zu. Der erste Übungsraum war im Vereinslokal Gasthaus „Sonne“. Der erste öffentliche Auftritt von 4 Rollschuhfahrerinnen war am 40-jährigen Jubiläum des Vereins im Jahre 1952 und sie bekamen viel Beifall . Der Rollschuhsport wurde allerdings Anfang der 80er-Jahre aufgegeben.

Im April 1951 wurde sogar schon ein Motorsportobmann gewählt, und zwar Aberle Hans. In dieser Gruppe wurde auch Geschicklichkeitsfahren geübt und Bildersuchfahrten durchgeführt. Auch diese Gruppe wurde in den Jahren 1986/87 mangels interessierter Mitglieder aufgegeben.

 Schon 1952 war es möglich, das 40-jährige Jubiläum zufeiern. Mit Unterstützung der Sportfreunde aus Basel und Schwenningen fand dieses Fest am 18. Mai auf dem Sportplatz am Bahnhof mit einem Festzug durch das Dorf statt. Durch diese Veranstaltung wurde ein neuer, solider Grundstein, finanziell und ideell, gelegt. Das hier gebotene Programm schuf neue Impulse und bald darauf erfolgte auch der entscheidende Schritt zur Umstellung auf den Kunstradsport.
Diese Umstellung innerhalb des Vereins, vom Straßenfahren auf den Saalsport, war sehr schwierig und geschah auch nicht von einem Tag auf den anderen. Viele waren der Meinung, dass die Gutacher so etwas nie zuweg bringen würden. Deshalb wurden die bisherigen Aktivitäten noch weitergeführt; nach und nach jedoch aufgegeben, so dass heute nur noch Kunstradsport betrieben wird. Vor einigen Jahren hat sich zudem eine Trial-Radsportgruppe gebildet, welche auch schon beachtliche sportliche Erfolge errungen hat.

Die Vereinsleitung war zunächst gezwungen, einen entsprechenden Raum zu beschaffen, was viel Arbeit und Geld kostete. Diesen Übungsraum schufen sich dieMitglieder dann mit viel Idealismus und Unterstützung einheimischer Handwerker sowie Spenden in den Nebengebäuden des Gasthauses „Krone“. Der ehemalige Pferdestall wurde zu einer Fahrfläche für Kunst-Radfahren und Rollschuhlaufen. Die bisher überwiegend im Untertal betriebene Vereinstätigkeit wurde somit auch in
die Ortsmitte und das Obertal ausgedehnt. Dies ist auch daraus (aus den Protokollen) ersichtlich, dass bei früheren Sammlungen zu Gabenverlosungen die Bevölkerung lediglich im Untertal bis zum Herrenbach um Spenden gebeten wurde. Es wurden Saalräder angeschafft. (lt. Protokoll v. 15. Juni 1952 wurden 4 vernickelte Saalräder gekauft, das Stück für DM 215,-).
Der erste Übungsleiter kam zunächst aus Lahr. Später übernahm Rudi Hug diese Tätigkeit. Die angestrebten Erfolge blieben nicht aus. Fritz Blum und Herrmann Blum erreichten 1956 die ersten Meistertitel im Zweier-Kunstradfahren auf Bezirks- und Landesebene. Weitere Fahrer, die zur südbadischen Spitze zählten, waren Siegfried Hund und Jakob Wöhrle. Dadurch wurden die Meinungen vieler Mitglieder widerlegt und es wurde auf dieser Grundlage weitergemacht.
Nachfolger von Rudi Hug als Sportleiter war insbesondere der unvergessliche und spätere Vorstand Fritz Blum. Heute ist dies sein Sohn Frieder Blum. 1955/56 wurde die Turnhalle gebaut und dadurch bekamder Verein auch weit bessere Übungsmöglichkeiten. Durch die im Jahr 1997 fertig gestellte Liebich-Sporthalle wurden optimale Trainingsmöglichkeiten geschaffen, was sich letztlich auch auf die sportlichen Leistungen auswirkte.
Jeder Verein lebt mit und von seinen Mitgliedern, weshalb auch offensichtlich immer darum geworben wurde. Im Protokoll vom 20. April 1952 zum Beispiel ist vermerkt, dass der Verein auf 75 Mitglieder angestiegen ist; lt. Protokoll vom 23. Nov. 1952 hatte der Verein bereits über 100 Mitglieder. Heute sind es rd. 300.
Mit dem Saalsport und den vielen Aktivitäten des Vereins erhöhte sich das aus den gesetzlichen Vorschriften ergebende persönliche finanzielle Haftungsrisiko des Vorstandes. Um dieses soweit wie nur möglich auszuschließen, erfolgte im Jahre 1968 die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister des Amtsgerichts Wolfach.


Die Vorstände in chronologischer Reihenfolge:

1912-1913 Karl Baumann
1913-1914 Hans Kaspar
1914-1919 Genosse Sauer
1919-1924 Wilhelm Zimmer
1924-1926 Konrad Joos
1926-1927 Johann Moser
1927-1928 Wilhelm Weis
1928-1929 Georg Kaspar
1929-1971 Hermann Heidig
1971-1980 Fritz Kaspar
1980-2000 Fritz Blum
2000-2005 Martin Blum
2005-2016 Frieder Blum
seit  2016  Martin Geiler



Als eine zusätzliche Finanzierungsquelle wurden über viele Jahre organisierte Volkswanderungen durchgeführt. Es wurde eine bestimmte Wanderstrecke markiert und mit 2 oder 3 Kontrollstellen mit Wirtschaftsbetrieb versehen. Die Wanderer erhielten mit Bezahlen des Startgeldes einen schönen Zinnteller mit jährlich wechselnden Motiven aus Gutach Die Gruppen mit den zahlreichsten Teilnehmern bekamen einen Pokal.

Diese Volkswanderungen wurden dann durch Teilnahme an Weihnachtsmärkten in Gutach und Umgebung
abgelöst.

Jährlich findet an einem Adventsonntag auch eine Weihnachtsfeier in der Festhalle statt, was natürlich für die Jüngsten des Vereins von besonderem Interesse ist. Ferner werden seit vielen Jahren jährlich zwei Altpapiersammlungen durchgeführt.
Die Jugendarbeit war schon immer ein besonderes Anliegen der Vereinsführung, weil man für den Kunstradsport
ständig Nachwuchs (=junge Mitglieder) brauchte. Deshalb wurde kurz nach Einführung des Kunstradsportes eine eigenständige Jugendgruppe gegründet, ab dem Jahr 2006 mit einer besonderen Jugendordnung.
 

2012

100 Jahre RSV Gutach.
Mit einem großen Galaabend wird am 10.11.2012  unter Leitung von  Vorstand Frieder Blum  in der Liebich Sporthalle der Festakt zum 100jährigen Bestehen des Radsportvereins feierlich begannen.

2015

Am 02.05.2015 werden Marie-Sophie Nattmann und Caroline Wurth in Worms Deutsche Meister im
2er Kunstrad Juniorinnen.

Und am 16.05.2015 gelingt Marie-Sophie Nattmann und Caroline Wurth in Nufringen den Titel
Europameister 2015 im 2er Kunstrad Juniorinnen zu erlangen.

 

Gold3

2018

Am 25.11.2018 erlangen  Sophie-Marie Nattmann und Caroline Wurth in Lüttich (Belgien) den Titel des Vizeweltmeisters.